Alles andere, Kopfgewusel

Was macht eigentlich deine Depression?

Der geht das zur Zeit wohl ziemlich schlecht, denn sie ist ziemlich still und sagt nicht viel, nur mal kurzes rumzicken \o/

Ich muss aber sehr aufpassen nicht zu viel auf einmal zu wollen und wie so ein wild gewordener Handfeger 100 Dinge auf einmal zu machen. Selbstfürsorge ist angesagt und das ist ja so ein Ding was ich überhaupt nicht kann, oder sagen wir lieber nicht konnte, denn ich arbeite dran und es klappt besser. Nicht optimal, nicht ohne das ich doch immer mal wieder ein schlechtes Gewissen habe (ja da spricht dann die Depression) weil ich nicht so viel schaffe, weil ich schnell überfordert bin, weil ich schnell müde und ausgelaugt bin, aber ich gönne mir dann die Pause oder die Ruhe oder das zurückziehen oder das absagen, weil ich es dann brauche.

Ich hatte euch im letzten Jahr (glaub ich) erzählt das ich eine Therapie gemacht habe. Das war von Mitte November bis Ende Februar eine Online Therapie. Warum ich das gemacht habe? Nun ich hatte schreckliche Angst davor mir einen Therapeuten hier vor Ort zu suchen und dort dann zu erzählen was so los ist. Es ging nicht! Die Vorstellung jemandem Fremdes gegenüber zu sitzen und mich dort nackig zu machen was mein geheimstes verstecktes im Chaos versinkendes Inneres angeht zu erzählen, da wehrte sich alles in mir. Panikattacken waren an der Tagesordnung wenn ich nur in diese Richtung dachte. Aber ich wollte und musste auch noch irgendwas tun um mir zu helfen, nur das eingestehen und aussprechen das ich Depressionen habe reichte nicht. Ich stieß dann auf Online Therapie wo auch die Option war einmal wöchentlich mit einem Psychologen zu sprechen am Telefon. Ich hab dann hin und her überlegt und abgewogen ob ich es schaffe am Telefon, denn telefonieren geht seit die Depri so heftig ist nicht wirklich, offen zu erzählen und ob es Sinn macht es trotzdem zu versuchen. Es war eine schwierige Entscheidung, am Ende bin ich aber ins kalte Wasser gesprungen und hab den Onlinekurs mit wöchentlichen Gesprächen gebucht.

Die Module zu bearbeiten fand ich sehr gut, teilweise sehr aufwühlend und anstrengend, aber sie haben mir so einiges aufgezeigt. Die Gespräche mit meiner Psychologin waren immer sehr anstrengend aber sie taten auch sehr gut. Das erste Gespräch war so anstrengend durch die Panik die ich davor hatte, das ich hinterher Scvhweißgebadet war und mich komplett umziehen musste. Aber mit jeder Woche und jedem weiterem Gespräch konnte ich mich mehr öffnen und erzählen.

Als der erste Kurs zu Ende war hab ich noch den Folgekurs gebucht wieder mit Gespräch mit der gleichen Psychologin. Denn ich hatte das Gefühl ich brauch noch weiter Unterstützung. Auch das war noch einmal eine sehr gute Entscheidung.

Diese beiden Kurse und die Gespräche haben für mich dann die Tür geöffnet, mir hier vor Ort doch einen Therapeuten zu suchen. Eine super liebe und nette Therapeutin habe ich mittlerweile gefunden und die ersten Gespräche haben wir auch schon gehabt. Die Therapie geht dann im September los. Ich kann aber jederzeit auch jetzt schon bei ihr anrufen wenn es mir Scheiße geht, dann bekomme ich kurzfristig noch mal einen Gesprächstermin. Ich finde diese Option sehr beruhigend, denn so empfinde ich die Wartezeit nicht so elendig lang. Denn diese Wartezeiten, bis man mit einer Thearpie beginnen kann, sind sowas von schrecklich und teilweise ja so lang, da frag ich mich echt wie man das durchhalten oder überleben (ja richtig überleben, wenn Suizidgedanken einen nicht in Ruhe lassen kann das sehr schwer sein) soll, wenn man zu hören bekommt: „Also bei uns ist erst wieder was in 6 Monaten, einem Jahr, im Jahr 3087 was frei, wir haben Wartelisten wir melden uns dann.“

Da ich nach wie vor Panik hatte zu telefonieren wenn es um wichtiges geht, habe ich im Internet nach Therapeuten geschaut. Erst mal habe ich nur die Frauen genommen die gut von mir aus zu erreichen sind auch zu Fuß, denn Bus fahren geht auch nicht immer. Dann hab ich geschaut ob sie eine Webseite haben, wo sie beschreiben wie sie arbeiten und ob dort ein Kontaktformular oder eine Mailadresse ist um einen ersten Kontakt aufzunehmen. Denn ich fand es für mich machbarer eine Anfrage für einen Termin per Mail oder Kontakformular zu stellen.

Bei der ersten habe ich dann das Kontaktformular bestimmt 10 mal geöffnet kurz geschrieben das ich einen Termin vereinbaren möchte und es dann ohne abzuschicken wieder geschlossen. Panik ohne Ende. Es hat dann aber den Tag dann doch irgendwann geklappt auf senden zu drücken. Dann musste ich nur warten wann die Parxis sich telefonisch bei mir meldet um mir einen Termin zu sagen. Der Anruf kam schon am nächsten Tag. Wieder Panik als ich hörte wer dran war. Egal da musste ich jetzt durch. Die Sekretärin am Telefon war sehr nett und sagte mir das sie frühestens in einem halben Jahr eventuell Termine hätten und ob ich auf die Warteliste möchte dann würden sie sich wieder melden wenn was frei ist. Ja klar will ich! Auf einem Zettel hab ich mir dann aufgeschrieben das die sich ca. August September Oktober melden und an die Pinnwand geheftet.

Die zweite Praxis hab ich dann danach angeschrieben per Mail und bekam dort Abends eine Antwortmail, das ich mich doch bitte noch mal in zwei bis drei Monaten melden soll, wenn ich bis dahin noch nicht woanders was gefunden habe, da sie zur Zeit keine Termine haben. Ok, also auch hier warten und Zettel an die Pinnwand, wann ich dort noch mal hinschreibe.

WARTEN! ist schrecklich wenn man sich Hilfe erhofft. Warten ist fürchterlich anstrengend. Warten kann, wenn man grad in der Lage ist um Hilfe zu bitten, ein Rückschritt ins noch tiefere Loch sein. Warten ist extrem negativ behaftet, weil man eigentlich gar nicht in der Lage ist zu warten weil man jetzt Hilfe braucht. WARTEN! WARTEN! WARTEN!

Ich hab gewartet und nach einiger Zeit dann noch ein paar Praxen rausgesucht um sie anzuschreiben, diesmal dann auch die männlichen. Abgespeichert in den Lesezeichen hab ich dann auf den Moment gewartet wo ich wieder in der Lage bin dort eine Anfrage hin zu senden. Wie lange? Waren wohl einige Wochen, mein Zeitgefühl ist nicht besonders gut in den schlechten Phasen (also genau genommen schon seit anderthalb Jahren 😯  )

Bevor ich weitere Anfragen senden musste, kam dann plötzlich völlig überaschend der Anruf aus der ersten Praxis ob ich Freitag um 15 Uhr zum Erstgespräch kommen möchte? Ich bin fast geplatzt vor Herzklopfen, Panik, Freude alles auf einmal. Na klar komme ich!!! Tragen sie mich ein! Die Panikattacken und das Gedankenkreisen bis ich dann an dem Freitag im April bei ihr im Zimmer saß, waren heftig, aber ich hab sie überstanden. Wenn alle Stricke gerissen wären und ich es allein nicht geschafft hätte in die Praxis zu fahren, dann hätte ich meinen Mann gebeten mich zu begleiten (etwas was ich sonst nie gemacht geschweige denn dran gedacht habe, ich mach das alleine ich will nicht hilflos dastehen vor anderen, tief verankertes Denkmuster bei mir), denn ich wollte um jeden Preis diesen Termin wahrnehmen.

Ich hab nachgeschaut, es waren fünf Wochen die vergangen waren seit ich dort auf der Warteliste stand. Die Warteliste wo es so lange gedauert hätte. Das war wohl einfach Glück das es dann doch so schnell ging. Denn diese Praxis war meine erste Wahl, die Beschreibung wie die Therapeutin arbeitet passte für mich einfach zu dem was ich mir vorgestellt habe. Das erste Gespräch lief dann auch sehr gut. Das zweite Gespräch auch und es war klar das ich bei ihr die Therapie machen werde. Nach den Gesprächen war ich immer ziemlich aufgewühlt, ausgelaugt und habe so richtig gemerkt, daß ich ziemlich viel in mir drin habe was aufgearbeitet werden muss, was ich so schön verdrängt und tief verbuddelt hatte. Das wird sehr anstrengend werden. Ein drittes Gespräch hatten wir noch und ich bin jetzt wesentlich entspannter was das warten angeht bis die Therapie beginnt. Denn jetzt weiß ich mit wem ich arbeiten werde, kenne die Umgebung und weiß auch das es nicht mehr Monate oder sogar noch länger dauert bis ich das richtige gefunden habe. Auch das Wissen das ich jederzeit anrufen kann um vor Therapiebeginn noch mal ein Gespräch zu bekommen, ist sehr wichtig für mich.

Bin sehr gespannt, aufgeregt, aber auch leicht panisch, wie das in der Therapie so laufen wird. Meine Depression hingegen sitzt wohl in ihrer dunklen Höhle und überlegt krampfhaft wie sie mich überzeugen kann so doofe Sachen wie ne Therapie nicht zu machen. Sie glaubt bestimmt wenn sie sich relativ ruhig verhält, dann denke ich „Och warum soll ich zur Therapie gehen, kann ich ja auch lassen denn es geht mir doch ganz gut zur Zeit. Was soll ich denn jemandem dem es viel schlechter geht als mir den Platz wegnehmen…“

Ja so ist die Depression, versucht mit allen Mitteln einen in Sicherheit zu wiegen um nicht aus ihrem angestammtem Heim vertrieben zu werden. Mit allen möglichen Tricks schmeichelt sie dann, daß doch jetzt alles wieder gut ist und wir Therapie doch gar nicht brauchen. Das wir prima miteinander auskommen und sie ganz lieb ist.

Tga, Pech gehabt liebe Depression verarschen kann ich mich alleine! Ein paar deiner Tricks hab ich nämlich durchschaut. Wir gehen zur Therapie und damit Basta!

Aurelia

2 Kommentare

  1. Das hast du gut gemacht Aurelia. Ich arbeite noch daran. War jetzt in Reha und mal sehen vielleicht find ich ja ne Therapie. Erstmal Sommer, Freibad, Rehasport.
    LG
    Ursula

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